PhD Meaning and Meaning-Making (2014)

PhD-Projekt
(Goldsmiths College, London, 2014)

Bedeutung und Bedeutungsgebung:

Eine Untersuchung zur kreativen Kunstrezeption

Originaltitel: Meaning and Meaning-Making: 
An exploration into the importance of creative 
viewer response for art practice

Die Dissertation verfolgt zwei Hauptziele: Zum einen wird eine neue Definition der Begriffe Bedeutung und Bedeutungsgebung im Kontext der Kunstrezeption und -produktion entwickelt, zum anderen werden künstlerische Strategien und psychologische Mechanismen beschrieben, die KunstbetrachterInnen zu individueller Bedeutungsgebung anregen.

Empirische Forschungsergebnisse legen nahe, dass ein Großteil der BesucherInnen von Museen und Galerien die Bedeutung von Kunstwerken vor allem in deren kodiertem Inhalt bzw. in der beabsichtigten Aussage der Künstlerin/des Künstlers sucht. Dem entgegen steht die unter KünstlerInnen verbreitete Ansicht, dass die Bedeutung ihrer Werke in erster Linie durch den/die BetrachterIn entsteht. Als Reaktion auf diese Diskrepanz fragt die vorliegende Arbeit, wie die Bereitschaft zur individuellen Bedeutungsgebung auf Seiten des Publikums angeregt werden kann und, in Abgrenzung zu institutionsbezogenen Fragestellungen, welche Rolle KünstlerInnen selbst dabei zukommt. Verhandelt wird ein Spannungsfeld zwischen künstlerischer Autonomie und zielgerichteter Kommunikation im Kontext der bildenden Kunst.

Bestehende Konzepte von Bedeutung (meaning) und Bedeutungsgebung (meaning-making) werden in der Dissertation neu überdacht und Definitionen erarbeitet, die diese Begriffe konkret auf den Bereich der Kunstwahrnehmung und Kunstproduktion beziehen. Häufig wurde dem Begriff der Bedeutungsgebung im Zusammenhang kollektiver Kunstwahrnehmung – etwa in Diskursen rund um die Relational Art – Aufmerksamkeit geschenkt. In dieser Arbeit liegt das Augenmerk auf der individuellen Begegnung der Betrachterin / des Betrachters mit dem Werk. Prozesse der Bedeutungsgebung werden dabei sowohl aus deskriptiv-empirischen als auch aus präskriptiv-normativen Perspektiven diskutiert.

Ein zentraler Punkt der Diskussion ist das Verhältnis zwischen emotionalen Reaktionen auf Kunst und ihrer Beschreibung in Sprache. In diesem Zusammenhang werden Ansätze aus der Kunst- und der Wahrnehmungspsychologie, sowie der post-strukturalistischen und der pragmatischen Philosophie verglichen. Ferner wird erörtert, wie soziale Faktoren (z.B. der Ausstellungskontext von Galerie und Museum) die Bedeutungsgebung von Kunst beeinflussen.

Es werden verschiedene Strategien aufgezeigt, wie KünstlerInnen sowohl im historischen als auch im zeitgenössischen Kontext die konstruktive Bedeutungsgebung auf Seiten des Publikums herausfordern. Methodisch stützt sich dieser Teil auf Analysen verschiedener Kunstwerke, auf bestehende kunsthistorische und rezeptionsästhetische Positionen, sowie auf einer Diskussion von Stellungnahmen von MuseumsbesucherInnen und KünstlerInnen.

Es wird argumentiert, dass der hier verfolgte, interdisziplinäre, Ansatz verschiedene und ansonsten getrennte Perspektiven auf das Phänomen der Bedeutungsgebung im Kontext der Kunst zusammenbringt. Das Forschungsprojekt ist darauf ausgerichtet, zu einem besseren Verständnis der Beziehung zwischen KünstlerIn und BetrachterIn beizutragen und eine Ressource sowohl für Lehrende im Bereich der Bildenden Kunst als auch für KünstlerInnen/KunststudentInnen bereit zu stellen.